F.A.
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Das Kraftwerk Simmering
Wenn man das Kraftwerk Simmering von außen betrachtet, dann erkennt man die Dimensionen des größten Kraftwerks von Österreich gar nicht. Wie oft ist man schon auf der A4 daran vorbeigefahren, ohne es so wirklich wahrzunehmen. Nun hat sich die Gelegenheit eines Besuches ergeben. Insgesamt fünf Personen statt der ursprünglich 20 angemeldeten, wurden vom Guide begrüßt. Zuerst ging es in den Empfangsraum, wo wir über die Verhaltensregeln während der Führung informiert wurden. Jeder Besucher bekam einen Helm, Sicherheitsbrille, eine orange Besucherweste, und Sicherheitsüberschuhe mit Stahlkappen ausgehändigt. Im Nachhinein, eine aus meiner Sicht übertriebene Maßnahme, denn alle Wege und Hallen sind eben, die Hallen gefliest und man kann sich nirgendwo stoßen. Aber so sind halt die Vorschriften. Und dann ging es raus auf das Riesengelände in Richtung zu den einzelnen Kraftwerksbereichen. Die eigens markierten Gehstreifen sollten/durften nicht überschritten werden ebenso die gekennzeichneten Bereiche in den Kraftwerkshallen.
Das Kraftwerk selbst besteht aus mehreren Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Es liefert elektrische Energie und Fernwärme und deckt unter Volllast die Hälfte des Strombedarfs Wiens. Interessant ist auch schon die Geschichte des Kraftwerks: Es wurde bereits 1902 als Wiener Dampf- und Heizkraftwerk in Betrieb genommen, um in erster Linie die Straßenbahnen mit Elektrizität und private Haushalte mit Licht zu versorgen. Der Standort war kein Zufall, denn die Simmeringer Haide galt seinerzeit als eher unfruchtbares Gebiet am Rande der Großstadt und wurde schon im 19. Jahrhundert industrialisiert.
Doch so groß wie die Vergangenheit, ist auch die Zukunft des Kraftwerks Simmering. Am Standort und dessen Umgebung wird an einer Reihe innovativer Technologien geforscht, vor allem für die Energiewende und das Erreichen der Klimaziele der Stadt Wien.
Das Biomassekraftwerk
Als bis dahin größtes Wald-Biomassekraftwerk Europas wurde es 2006 als eigenständiger Block in Betrieb genommen. Der erneuerbare Energieträger Holz, genau gesagt Hackschnitzel kommt aus der näheren Umgebung. Dabei werden aber keine Bäume extra gefällt, denn Hackgut sind sozusagen jene „Abfälle“, die beim Bewirtschaften der Wälder entstehen. Das Biomassekraftwerk Simmering produziert dank Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Strom sowie Wärme und versorgt rund 20.000 Haushalte mit Fernwärme und mehr als 50.000 Haushalte mit Strom.
Photovoltaik
2009 wurde ein Teil des Kraftwerks Simmering modernisiert. Dabei wurde der 1978 in Betrieb gegangene Block 1/2 zu einem noch effizienteren Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit Fernwärmeauskopplung umgebaut.
Das grüne Kraftwerk
Die riesigen Gas- und Dampfturbinen im Kraftwerk Simmering erzeugen Wärme und Strom für Wien. Es stellt sich die Frage, wie kann ein Kraftwerk wie dieses, welches so viele Menschen versorgt, klimaneutral werden? Nach einem Betriebsversuch im Kraftwerk Donaustadt soll ein Versuch auch in Simmering erfolgen. Unter Realbedingungen wurden dem Erdgas, das die Turbinen betreibt, bis zu 15 Prozent Wasserstoff beigemengt. Der gelungene Versuch war der erste dieser Art weltweit und könnte auch Auswirkungen weit über Wien hinaus haben. Die Gasturbinen, die im Kraftwerk Donaustadt eingesetzt werden, gibt es in 115 Anlagen allein in Europa, weltweit sind es sogar mehr als 360.
Die Exkursion dauerte nicht ganz zwei Stunden, wenngleich man außer riesigen Hallen, den darin befindlichen Anlagen, Kesseln und Rohrsystemen nicht viel zu sehen bekommt, beeindruckt hat sie dennoch. Auffällig, dass uns während der kompletten Führung nur drei Mitarbeiter auf dem gesamten Areal begegnet sind.